Solange es nicht die eigene Kamera ist, würde ich nicht darauf vertrauen, dass sie überhaupt einen Einbaubelichtungsmesser besitzt. Viele Geräte wurden nämlich ohne Messeinrichtung ausgeliefert.
Ist einer vorhanden und liegt kein technischer Defekt vor, arbeitet er recht zuverlässig. Der Einbaubelichtungsmesser misst durch das Objektiv das vom Motiv reflektierte Licht. Es handelt sich also um eine so genannte Objektmessung. Bei bestimmten Motiven kommt es systembedingt zu Fehlmessungen.
Kritisch sind zum Beispiel:
- Großer Himmelanteil im Motiv
- besonders dunkle oder helle Flächen größerer Ausdehnung im Bild (z.B. Mensch vor weißer Wand)
- Spitzlichter in Form von Leuchten, Autoscheinwerfern etc.
Bei Motiven dieser Art ist oft eine Belichtungskorrektur erforderlich – ganz ähnlich, wie bei einer DSLR oder einem Camcorder. Insbesondere bei einem Dreh auf Negativmaterial und bei szenischen Aufgabenstellungen würde ich persönlich die Messung des einfallenden Lichts mit Hilfe eines Handbelichtungsmessers bevorzugen. Warum?
Ein Beispiel aus der Praxis:
Stellen wir uns vor, unser Hauptdarsteller sitzt in einem Raum vor einem hellen Fenster mit Blick nach außen. Soweit außerhalb des Raumes noch etwas zu erkennen sein soll, muss das in der Totalen belichtungstechnisch berücksichtigt werden. Praktisch läuft es darauf hinaus, dass der Darsteller zugunsten der Zeichnung außerhalb geringfügig unterbelichtet werden muss – ein sehr stimmungsvolles Bild. Soweit der Helligkeitsunterschied nach außerhalb nicht zu groß ist, berücksichtigt der Einbaubelichtungsmesser das recht gut. Wird der Bildausschnitt nun – etwa für eine Großaufnahme – verändert, zeigt der Einbaubelichtungsmesser plötzlich einen anderen Wert an. Ursache: Die helle Fensterfläche ist aus dem Messbereich verschwunden. Technisch ist der neue Wert völlig korrekt, doch im Schnitt werden die beiden Einstellungen belichtungs- und stimmungsmäßig kaum zueinander passen.
Im Prinzip können solche Sprünge natürlich auch bei Verwendung eines Handbelichtungsmessers entstehen. Die dabei übliche Vorgehensweise – die Blende nicht für eine einzelne Einstellung, sondern für das gesamte Motiv zu bestimmen – macht sie aber weniger wahrscheinlich.
Eine grundsätzliche Empfehlung gegen die Verwendung des Einbaubelichtungsmessers ist das allerdings nicht. Für angehende Kameraleute, die bisher nur wenig Erfahrung mit manueller Belichtungsmessung sammeln konnten, kann er zur Rückversicherung dienen. Allerdings sollte man sich dabei darüber im Klaren sein, dass die Werte von Hand- und Einbaubelichtungsmesser nur im Ausnahmefall – etwa bei Verwendung einer Graukarte – identisch sein werden. Gerade beim Dreh auf Negativfilm gibt es nicht „die“ einzig richtige Belichtung. Hier ist der Kameramann gefragt, die Messwerte im Sinne der beabsichtigten Bildwirkung zu interpretieren.
Noch ein Hinweis zum Schluss:
Beim Dreh mit HMI-Scheinwerfern, die an konventionellen Drosselvorschaltgeräten betrieben werden, weichen die Messergebnisse des Einbaubelichtungsmesser bei laufender und stehender Kamera zum Teil erheblich voneinander ab. zum Teil erheblich voneinander ab. Das ist völlig normal und kein technischer Fehler. Für die Messung maßgeblich ist der Wert bei stehender Kamera.
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