Seit Ende des Filmzeitalters führt das Thema Langzeitsicherung immer wieder zu kontroversen Diskussionen, sowohl unter Amateuren, als auch unter Profis. Kein Wunder, bei der Sicherung von Videoaufzeichnungen gibt es mehrere voneinander unabhängige Probleme zu lösen. Zunächst gilt es, das richtige Trägermedium zu finden und eine sinnvolle Sicherungsstrategie zu entwickeln. Hierum dreht sich der folgende Text. Das alleine reicht jedoch nicht: Die Filmdaten müssen in einem zukunftsfähigen Datenformat archiviert werden. Hierüber werde ich in Kürze in einem weiteren Artikel berichten.
Was gesichert werden muss
Für analoge Aufzeichnungen (VHS, S-VHS, Hi-8) wird es langsam schwierig Wiedergabegeräte zu finden. Möglichst baldiges Digitalisieren ist Pflicht. Für digitale Bandformate der Frühzeit (D-VHS, Digital-8) gilt das genau so. Mangels geeigneter Abspielgeräte ist auch das eigentlich noch recht junge Übergangsformat HDV akut gefährdet. Entwarnung gibt es allenfalls für Mini-DV-Kassetten, solange sie nicht im LongPlay-Modus aufgezeichnet wurden. Da es im Profilager kompatible Medienstandards (z.B. DVC-Pro) gibt, ist die Geräteversorgung hier bis auf Weiteres gesichert. Allerdings werden Sie in einigen Jahren auf externe Profi-Dienstleister angewiesen sein, um die Aufzeichnung wiederherzustellen.
Ein eigenes funktionstüchtiges Gerät einzulagern schadet zwar nicht, ist aber kein Garant dafür, dass die Aufzeichnung später zuverlässig wiedergegeben werden kann. Auch ein nicht benutztes Gerät altert und kann nach einigen Jahren des Stillstandes Defekte aufweisen. Die Ersatzteilbeschaffung dürfte in Zukunft extrem schwer bis unmöglich sein. Ob sich das alte Gerät dann noch in eine moderne Computer-Infrastruktur einbinden lässt, ist ebenso fraglich – schon heute sind an modernen Rechnern FireWire-Schnittstellen Mangelware!
Für Filme auf gebrannten CDs, DVDs und BluRays wird es auch in Zukunft geeignete Laufwerke geben. Hier ist es das Trägermedium, das Grund zur Sorge bereitet. Es ist sehr empfindlich gegenüber Licht, Staub und Kratzern. Zudem ist die Qualitätsstreuung sehr hoch: Einige CDs aus der Frühzeit der Brenntechnik sind noch heute problemlos lesbar, während andere Medien bereits nach wenigen Jahren ihre Daten nur noch bruchstückhaft preisgeben. Sicherheit sieht anders aus!
Bei modernen bandlosen Videoaufzeichnungen stellt sich die Frage nach dem richtigen Speichermedium gleich doppelt, schließlich gibt es keinen vorbestimmten Träger mehr – weder zur Vorführung, noch zur Archivierung. Eine Trennung zwischen Vorführmedien (z.B. DVD, Blu-Ray) und Archivmedien ist jedoch in jedem Fall sinnvoll.
Das richtige Archivmedium
Nach Expertenmeinung ist Magnetband nach wie das sicherste Trägermedium. Archive und ähnliche Institutionen verwenden deshalb zur Sicherung von digitalen Film- und Videodaten heute meist sogenannte LTO-Bänder, die auf klassischer Magenetband-Technologie basieren. Allerdings müssen sie regelmäßig umkopiert werden, da Laufwerke jeder neuen Generation nur Bänder lesen können, die mindestens mit der vorletzten Gerätegeneration geschrieben wurden.
Für Kleinproduzenten und Amateure sind LTOs keine Lösung, zumal die Laufwerkskosten mit mehr als 1000 € zu Buche schlagen. Vergleichbare Technologien (DLT, DAT, SLR etc.) sind entweder nicht preisgünstiger oder eher auf klassische Computer-Datensicherungen hin optimiert und daher bei der Filmdatensicherung wenig komfortabel.
Über die Lebensdauer optischer Datenträger, wie CD , DVD-R und Blu-Ray-R gehen die Meinungen stark auseinander. Für die dauerhafte Filmdatensicherung, die bei neueren Projekten neben der Schnittfassung auch das Rohmaterial beinhalten sollte, kommt allenfalls die Blu-Ray infrage. Die Hersteller der Rohlinge versprechen mitunter eine Haltbarkeit von bis zu 50 Jahren – testen konnte das freilich bisher niemand, so dass auch hier regelmäßiges Umkopieren auf einen neuen Träger sinnvoll erscheint. Das jedoch kann schnell in Arbeit ausarten, zumindest, wenn in einigen Jahren eine Vielzahl von Filmen zur Umkopierung ansteht.
Bleiben nur noch Flash-Speicher (USB-Sticks, Speicherkarten, SSDs) oder klassische Festplatten. Auch diese Technologien sind nicht risikofrei: Flash-Medien speichern zwar nach aktuellem Wissenstand relativ langzeitstabil, sind aber recht empfindlich gegen elektrostatische Entladungen: Schon das Tragen eines Wollpullovers kann ausreichen, um einen USB-Stick für immer unbrauchbar zu machen. Externe Festplatten sind deutlich unempfindlicher, da eine elektrostatische Entladung in den meisten Fällen nur die Elektronik externen Gehäuses zerstört, die eigentliche Festplatte aber verschont. Ein neues Festplattengehäuse kostet nur wenige Euro, so dass sich der Schaden in engen Grenzen hält. Dafür besitzt eine Festplatte jede Menge Mechanik, die durch Stöße dejustiert oder auch einfach nur schwergängig werden kann.
Trotzdem halte ich externe USB-Festplatten aktuell für die beste Lösung, um Filmdaten möglichst langfristig zu sichern. Festplatten sind nicht nur billig, sondern zusätzlich schnell und komfortabel zu duplizieren. Das wird spätestens dann wichtig, wenn die Daten nach einigen Jahren auf einen neuen Träger umziehen müssen.
Datensicherung auf Festplatten – so gehen Sie richtig vor
- Die Sicherung auf einer einzelnen Festplatte ist nicht ausreichend. Zwei Platten, deren Inhalte Sie spiegeln, sollten es schon sein.
- Verwenden Sie für Original und Spiegelung Festplatten von zwei verschiedenen Herstellern.
- Die Ausfallwahrscheinlichkeit ist zu Beginn und zum Ende der Lebensdauer besonders hoch. Festplatten, die schon einige Betriebsstunden hinter sich haben, sind daher fabrikneuen Platten vorzuziehen. Am besten „altern“ sie jedoch im laufenden Betrieb bei Ihnen zu Hause – der Kauf von Gebrauchtplatten ist wenig ratsam.
- Verwenden Sie zum Kopieren der Daten nicht die Bordmittel des Betriebssystems, sondern ein Kopierprogramm, welches die geschriebenen mit den Quelldaten vergleicht (z.B. Teracopy).
- Verwenden Sie keine Backup-Programme, die die Daten komprimieren oder in einem proprietären Container ablegen.
- Kopieren Sie die zweite Festplatte erneut vom Originalmedium. Das Kopieren von der ersten Sicherheitskopie würde einen eventuell unentdeckt gebliebenen Fehler für immer festschreiben.
- Lagern Sie beide Sicherheitskopien an unterschiedlichen Orten, am besten sogar in einem anderen Gebäude.
- Nehmen Sie die Platten von Zeit zu Zeit für einige Stunden in Betrieb und prüfen Sie sie nach spätestens 5 Jahren auf Lesbarkeit.
- Bringen Sie auf jeder Platte einen Aufkleber an, auf dem Sie jede Inbetriebnahme und jede Überprüfung datumsmäßig dokumentieren.
- Nach 10, spätestens 15 Jahren sollten Sie die Festplatten austauschen.
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